Die Masse des Fettgewebes hängt einerseits von der Größe der Fettvakuolen
und andererseits von der Zahl der Adipozyten ab. Lange Zeit ging man davon aus, daß
neue Fettzellen nur während der Kindheit gebildet werden können. Im späteren
Leben ließ sich gemäß dieser Vorstellung nur noch die Größe
der Adipozyten klein oder groß halten. Dementsprechend ging man bei kleinen
Dickerchen von einer hyperplastischen Adipositas aus, wohingegen fällige Erwachsene
demzufolge eine hypertrophe Adipositas entwickelten.

Abb. 1: Adipozyten als endokrine Zellen: Neben dem Hormon Leptin,
das in einen Regelkreis zur Aufrechterhaltung der Homöostase des
Körperfett-Gehaltes eingebunden ist, produziert Fettgewebe noch eine Reihe
weiterer Faktoren, die im wesentlichen auto- bzw. parakrin im Rahmen der Adipogenese
wirken (nach Prins und O'Rahilly, 1997).
Heute steht jedoch zweifelsfrei fest, daß sich neue, reife Adipozyten aus
fibroblastartigen Vorläuferzellen jederzeit im Leben bilden und zur Entwicklung
von Adipositas beitragen können. Dementsprechend haben adipöse Personen im
Durchschnitt nicht nur voluminösere Adipozyten, sondern ihre Anzahl ist auch
größer als bei schlanken Individuen. Die Differenzierung von Adipozyten
ist somit ein wichtiger Faktor bei der Regulierung der Energie-Homöostase.
Andererseits ist bei drastischer Gewichtszunahme die unausweichliche Hyperplasie
des Fettgewebes keine Einbahnstraße. Denn beim Einschmelzen der Fettspeicher
verringert sich auch wieder die Anzahl der Adipozyten, ein Prozeß, der als
numerische Hypoplasie bezeichnet wird.
Neubildung von Fettzellen aus Präadipozyten
Wie im hämatopoetischen Gewebe gibt es auch im Fettgewebe neben reifen Zellen
bis ins hohe Alter einen kleinen Pool an undifferenzierten Vorläuferzellen, aus
denen das Gewebe durch Vermehrung und anschließende Ausreifung regeneriert und
gegebenenfalls expandiert.

Abb. 2: Bekannte Faktoren,
die die Replikation von Präadipozyten und deren Differenzierung zu Adipozyten
beeinflussen (nach Prins und O'Rahilly, 1997).
Stammzellen der Adipozyten sind aus dem Gefäß-begleitenden Bindegewebe
von Fettlagern isoliert worden. Sie sind in der Lage, sich bei Stimulation durch
Wachstumsfaktoren zu vermehren, und unter Einwirkung bestimmter Aktivatoren zu
Adipozyten auszudifferenzieren. Als Mediatoren im Fettgewebe, durch deren Einfluß
sich die Anzahl der Adipozyten erhöht, fungieren insbesondere Insulin, verschiedene
Liganden des PPARg und Kortikosteroide. Für den Differenzierungsprozeß spielt
PPARg eine
essentielle Rolle(1). Auch das erst kürzlich entdeckte Ghrelin, das überwiegend
im Magen produziert wird, beeinflußt die Adipogenese: Ghrelin stimuliert zwar die
Proliferation von Präadipozyten, hemmt jedoch deren Differenzierung zu Adipozyten (2)
Aus In-vitro-Untersuchungen ist bekannt, daß Insulin die Vermehrung und die
Ausdifferenzierung von Präadipozyten stimuliert. Das steht in Einklang mit der
klinischen Erfahrung, wonach die Fettspeicher bei hyperinsulinämischen Patienten
anwachsen. Darüber hinaus wird dem Insulin eine zentrale Rolle bei der Verhinderung
von Apoptosen zugeschrieben. Gesichert ist ferner, daß Insulin in die zentrale
Steuerung der Fettspeicher eingreift, indem es im Hypothalamus die Bildung von
Neuropeptid Y herunterreguliert. Ob. bzw. inwieweit dadurch allerdings auf die
Adipogenese Einfluß genommen wird, ist noch nicht erforscht.
Verlust von Adipozyten: Apoptosen — Dedifferenzierung
Normalisiert sich unter längerem Fasten das Körpergewicht adipöser
Individuen, reduziert sich letztendlich auch die Anzahl der Adipozyten. Nichts anderes
geschieht bei konsumierenden Erkrankungen. Als wahrscheinlichster Mechanismus für
eine Verringerung der Zell-Zahl im Fettgewebe gilt die Apoptose, wie das auch in
zahlreichen anderen Geweben der Fall ist. Allerdings erwies sich der Nachweis von
Apoptose-Aktivität im Fettgewebe als äußerst schwierig. Dennoch gelang es unter
bestimmten Bedingungen Apoptose bei Adipozyten zu identifizieren(3). Daneben
ist für Adipozyten, deren Fettvakuole völlig einschmilzt, eine Dedifferenzierung
zu Präadipozyten beschrieben worden.
Vermutlich wird die Anzahl der Adipozyten auch durch den Tumornekrose-Faktor-alpha
(TNF-a) beeinflußt. Dieses Zytokin wird sowohl von Präadipozyten als auch
von Adipozyten freigesetzt. Seine Bildungsrate und damit verbunden seine Konzentration
im Blut steigt bei adipösen Personen stark an. Neben Effekten von TNF-a, die
eine Reduzierung der Fettmasse durch Lipolyse herbeiführen, wird auch die Anzahl
der Adipozyten herunterreguliert. Das geschieht offenbar durch Dedifferenzierung von
Adipozyten und durch das Auslösen von Apoptosen sowie durch Wirkungen auf
Präadipozyten, die deren Ausdifferenzierung stoppen. Man kann hierin eine Art
Mechanismus zur Wachstumsbeschränkung erkennen, der die Begrenzung der Fettdepots
bei anhaltend hoher Kalorien-Zufuhr allerdings nur auf Kosten erhöhter
Bluttfett-Werte erreicht.
1. Rosen ED, Sarraf P, Troy AE, et al. 1997. 1999 PPARg is required for the
differentiation of adipose tissue in vivo and in vitro. Mol Cell 4:611-617.
2. Zhang W, Zhao L, Lin TR, et al. 2004. Inhibition of adipogenesis by ghrelin.
Mol Biol Cell 15:2484-2491.
3. Prins JB, Walker NI, Winterford CM, Cameron DP.
1994 Human adipocyte apoptosis occurs in malignancy. Biochem Biophys Res Commun 205:625-630
Review
1. Prins JB, O'Rahilly S.
1997 Regulation of adipose cell number in man. Clin Sci 92:3-11
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